Das Schaf Wolle hält sich für vorbildlich. Seit über zwei Jahrzehnten war es immer pünktlich auf dem Schafsamt; sein Eigenheim steht auf einer Schafswiese, umrandet von einem Zaun, der das
wohl gehegte und gepflegte Grundstück umgrenzt. Besonders stolz ist Wolle auf seinen Rasen, der stets pedantisch genau abgekaut ist – ein Kleingärtner mit Nagelschere und Kantenschneider hätte es nicht besser vermocht.
Als nun die Henne Gack auf den Leerstehenden Nachbarhof einzieht, und kein anderes Schaf, wie angenommen, gerät die Welt für Wolle aus den Fugen. Denn: Gack hat so ganz andere
Gepflogenheiten als er selbst. Sie hört laute Musik, isst Würmer, und verbreitet Unordnung. Sie
bedroht – denkt er – sein trautes Vorstadtglück. Gack wiederum weiß nicht, wie sie mit der Grobheit und der Ablehnung von Wolle umgehen soll …
Dieses Szenario bietet die Vorlage für das deutsch-arabische Theaterstück „Wolle und Gack“, das wir am 09.10. mit einer Gruppe von fast 40 Geflüchteten aus Hesepe in der Lagerhalle bestaunen konnten. Wir sahen, wie sich Wolle lautstark echauffierte, wie Gack versehentlich das
Ordnungsgefühl seines Nachbarn verletzte, wie der Zaun zwischen den beiden höher gebaut wurde, wie beide erste Annäherungsversuche starteten und wie der Zaun schließlich zur Brücke wurde. All das wurde Anis Hamdoun und Zainab Alsawah parallel auf Arabisch übersetzt.
Besonders bei den jüngeren Zuschauern konnte das mitunter schrille Stück Begeisterung wecken
und für einige Lacher sorgen. Abgerundet wurde das Erlebnis von Kuchen und Limonade, die im
Foyer der Lagerhalle während regen Gesprächen gegessen und getrunken wurden.
Mit dem Bus ging es dann zurück nach Hesepe – während der Fahrt hatten sich schon einige Kinder zum Fußball spielen verabredet.

 

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